23. April 2018
Substitutionsambulanz: Leben ohne Suchtdruck
Deutschlandweit gibt es Schätzungen zufolge rund 153.000 Opiatabhängige, die regelmäßig Heroin konsumieren. Aufgrund der starken körperlichen wie psychologischen Abhängigkeit bestimmen die Drogen rasch den Alltag der Betroffenen und zerstören soziale wie berufliche Bindungen: Viele Suchtkranke enden auf der Straße, riskieren ihre Gesundheit und werden kriminell, da sie immer höhere Dosen finanzieren müssen.
Rund 80 Menschen nehmen derzeit am Programm teil. Neben der Ausgabe der Medikamente stellen eine Vielzahl rechtlicher Vorgaben wie beispielsweise eine umfassende Dokumentationspflicht und Kontrollen durch die kassenärztliche Vereinigung hohe Anforderungen an Ärztin Tine Schmitt und ihr Team. Hinzu kommt der tägliche Umgang mit den Suchtkranken selbst: „Es ist einerseits sehr sinnstiftend, dabei zu helfen, dass sich Abhängige nicht mehr den vielfältigen Gefahren des Konsums aussetzen. Unsere Arbeit versetzt die Menschen wieder in die Lage, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und im besten Fall sogar einem Beruf nachzugehen“, beschreibt Tine Schmitt ihr Spezialgebiet, für das sie spezielle Schulungen absolvieren musste. Andererseits erlebten sie und ihre Mitarbeiter auch, dass Patienten rückfällig werden, sie belügen oder gar bedrohen. „Auch wenn diese Phänomene zum Krankheitsbild gehören, sind sie belastend.“ Hinzu kommt die Tatsache, dass die Suchtkranken selbst von vielen Ärzten kaum Unterstützung erfahren.
Welche Medikamente in welcher Höhe verabreicht werden, wird zu Beginn der Behandlung nach umfangreichen Untersuchungen festgelegt. Zudem wird durch regelmäßige, unangekündigte Drogentests sichergestellt, dass die Patienten den illegalen Konsum tatsächlich beenden. „Auch wenn die Medikamente die körperlichen Entzugserscheinungen lindern – den besonderen „Kick“ eines Opiatrausches lösen sie nicht aus“, erläutert Dr. Dietmar Hoffmann, Leiter der Abteilung Gesundheitswesen. Daher erfolgt die Substitutionstherapie in enger Zusammenarbeit mit Suchthilfeeinrichtungen, um die Suchtkranken nicht nur körperlich, sondern auch psychologisch zu stabilisieren. „Vorrangiges Ziel ist dabei nicht die vollständige Abstinenz, so wünschenswert sie sein mag.“ Die Aufgabe liege in erster Linie darin, den Gesundheitszustand der Schwerstabhängigen zu verbessern, Begleiterkrankungen zu behandeln und den Betroffenen im besten Fall den Weg zurück in die Gesellschaft zu ebnen. „Oftmals ist eine jahrelange Begleitung der Patienten erforderlich –Erfolgserlebnisse wie das eines Schülers, der dank Substitution sein Abitur bestand, sind dabei für das Praxisteam von besonderem Wert.“
Medienanfragen
Pressestelle
06132/787-1012
E-Mail schreiben