Schulärztlicher Dienst
Der Schulärztliche Dienst besteht aus 7 Teams mit jeweils einem Arzt / einer Ärztin mit Assistentinnen.
Zu dem Aufgabenbereich des schulärztlichen Dienstes gehören:
- Schuleingangsuntersuchung mit Beratung der Eltern
- Beratung von Kindertagesstätten und Schulen
- Elternabende zu Themen der Gesundheitsförderung
- Gutachten im Auftrag anderer Ämter und Behörden zum Beispiel bei Anfragen zu einem Förderbedarf nach Jugend und Sozialhilferecht, Anfragen zur besonderen Schülerbeförderung oder Umschulungsgutachten
- Durchführung des Landeskinderschutzgesetzes Rheinland-Pfalz (LKindSchuG), hier im Besonderen geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, die Eltern bei der Durchführung der Vorsorgeuntersuchungen zu unterstützen.
- Unterstützung von Schulen und Kindertagesstätten bei Projekten zur Gesundheitsförderung
- Präventive Maßnahmen und Projekte
- Beratung des Jugendhilfeausschusses Stadt Mainz und Landkreis Mainz-Bingen
- Netzwerkarbeit / Kooperationen
• Kooperation mit dem Netzwerk Adipositas Rheinland-Pfalz e. V. (www.adipositas-rlp.de), Kooperation mit Jugend- und Sozialämtern, Kooperation mit Beratungsstellen und freien Trägern der Jugend- und Sozialhilfe, Kooperation mit Netzwerk Kind und Sprache
Schuleingangsuntersuchung (SEU)
Die Schuleingangsuntersuchung (SEU) ist die einzige gesetzlich vorgeschriebene Pflichtuntersuchung für alle Kinder eines Schuljahrganges. Sie hat das Ziel, den Übergang von KiTa zur Grundschule zu unterstützen und achtet vor allem auf die für den Schulalltag wichtigen Aspekte. Die SEU erfolgt nach einheitlichen Standards. Sie ist ein einzigartiges Instrument um gesundheitliche Tendenzen in dieser Altersgruppe aufzuzeigen.
Termin für die SEU
Die zuständige Grundschule lädt bei der Schulanmeldung zur SEU ein und teilt den Eltern den Untersuchungstermin mit.
Im Rahmen des Projektes "Kleiner Schritt für kleine Füße" lädt die teilnehmende Kindertagesstätte zur Schuleingangsuntersuchung ein.
Wo erfolgt die SEU?
Die Schuleingangsuntersuchung findet in der Regel in der Schule statt. Sie kann auch in der Kindertagesstätte oder mit besonderer Terminvereinbarung im Gesundheitsamt erfolgen (Außenstelle der Kreisverwaltung Mainz-Bingen in Mainz)
Untersuchungszeitraum der SEU
Schulpflichtige Kinder werden von August des Vorjahres bis circa. April des Einschulungsjahres untersucht.
"Kann-Kinder" d.h. Kinder, die ab dem 1.September des Vorjahres 6 Jahre alt werden, werden im Anschluss an die schulpflichtigen Kinder ab Februar dem schulärztlichen Dienst vorgestellt.
Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung
münden im Einvernehmen mit den Eltern:
- in Empfehlung an die Eltern - z.B. individueller Sport, weitere Diagnostik bei Hausarzt, Kinderarzt, Augenarzt oder HNO-Arzt
- in Empfehlung an die Schule z.B. Sportförderunterricht, Sprachförderung u. a.
- in Empfehlung an die Kindertagesstätte z. B. Sprachförderung
Präventive Maßnahmen und Projekte
Mit verschiedenen Partnern aus den Bereichen Gesundheitswesen, Jugendamt, Kindertagesstätten und Schulen hat der Kinder – und Jugendärztliche Dienst Präventive Maßnahmen und Projekte entwickelt. Hierzu zählen folgende Projekte:
- "Kleiner Schritt für kleine Füße"
- "Gesundheitsteam vor Ort"
- "Prävention von Übergewicht – Projekt für Ganztags-Grundschule"
- "Wasser TRINKEN schmackhaft machen"
- "Hygiene Tipps für Kids"
- "Wir gehen zu Fuß zur Schule" – Projekt für Grundschule
Das Angebot richtet sich an Kindertagesstätten und Schulen. Sprechen Sie uns an, wenn Sie Interesse haben.
Kleiner Schritt für kleine Füße
Informationen zum Projekt
Erweiterte Schuleingangsuntersuchung mit Vernetzung aller Akteur:innen der Frühpädagogik und Pädiatrie. Förderung der Entwicklung und Gesundheit von Kindern
1) Projektbeschreibung
Name: Kleiner Schritt für kleine Füße
Beginn des Projektes 2007
Projektträger (Kooperationspartner:innen):
- schulärztliche Dienst des Gesundheitsamt Mainz-Bingen
- Ausgewählte Kindertagesstätten des Landkreises Mainz-Bingen und der Stadt Mainz
- Ausgewählte Grundschulen des Landkreises Mainz-Bingen und der Stadt Mainz
2) Ausgangslage und Projektbeschreibung
Mit dem Landesgesetz zum Ausbau der frühen Förderung werden geeignete Kooperationsformen konkretisiert, um die Zusammenarbeit der Schulen mit außerschulischen Einrichtungen zu intensivieren. Eine enge Zusammenarbeit der Institutionen soll dazu beitragen, den in der frühkindlichen Bildung begonnenen Bildungsprozess in der Schule kontinuierlich und verzahnt fortzusetzen.
Das Projekt „Kleiner Schritt für kleine Füße“ setzt genau an diesem Übergang an. Die Schuleingangsuntersuchung, die in Rheinland-Pfalz nach wie vor verpflichtend ist, ist der Auslöser für ein anschließendes Beratungsgespräch. In diesem Beratungsgespräch mit allen bisher an der Erziehung und Bildung des Einschulungskindes Beteiligten (Eltern, Erzieher:innen) sowie Vertreter:innen der Schule und Schulärzt:innen werden wichtige Punkte für den Schuleintritt besprochen.
Durch dieses offene Gespräch soll ein soziales Umfeld geschaffen werden in dessen Mittelpunkt das Kind steht.
Es werden verbindliche Vereinbarungen zwischen den verschiedenen Institutionen getroffen, um das Kind zu fördern, zu unterstützen und zu begleiten.
Unser Projekt setzt an unterschiedlichen Ebenen an:
Soziales Umfeld: Durch den offenen Dialog können die vorhandenen Ressourcen der verschiedenen Institutionen aufgezeigt und ein respektvolles Miteinander geschaffen werden.
Kommunales Umfeld: In den Gesprächen werden neue Kooperationsformen entwickelt (z.B. werden niedergelassene Kinderärzt:innen zu Netzwerktreffen eingeladen, Schnittstellen besprochen, Abläufe diskutiert und standardisiert).
Individuelles Verhalten: Im Mittelpunkt der Gespräche steht immer das einzelne Kind. Besondere Stärken des Kindes sollen herausgearbeitet, evtl. noch notwendige Fördermaßnahmen initiiert werden. Dabei ist es wichtig, auf vorhandene Ressourcen zurückgreifen zu können; was kann die Schule, was kann der Kindergarten, wie können die Eltern durch Veränderung von Gewohnheiten eine positive Entwicklung ihres Kindes unterstützen.
Für die Eltern soll ein vertrauensvoller Raum geschaffen werden, in welchem sie die Möglichkeit haben, ihre Fragen zur Entwicklung ihres Kindes beantwortet zu bekommen.
3) Abläufe
Inhaltlich | Zeitlicher Ablauf |
---|---|
Kooperationstreffen (Kooperationspartner stellen sich der Manöverkritik, Abläufe werden besprochen) | April/Mai im Jahr vor der Einschulung |
Elterninformationsabend (Projekt und Einschulungsuntersuchung werden den Eltern erläutert ) | September/ Oktober im Jahr vor der Einschulung |
Informationen (schriftliche Erläuterung, Schweigepflichtentbindung, Termine, Fragebögen) werden von den Kindertagesstätten an die Eltern weitergegeben | September/ Oktober im Jahr vor der Einschulungsuntersuchung |
Einschulungsuntersuchung mit nachfolgendem Entwicklungsgespräch | Ab Oktober |
Evaluation- Ausgabe des Elternfragebogens zum Projekt | Nach Schuleingangsuntersuchung |
Die Einschulungsuntersuchung findet im Kindergarten nach den üblichen Standards (bei uns Sopess) statt. (Dauer ca. ½ Stunde).
Nach den Untersuchungen (ca. 4-10 pro Tag) finden die Entwicklungsgespräche zwischen Eltern, Erzieher:innen, Lehrer:innen und dem Schulärzt:innen statt (Dauer 10 bis 15 min).
Es wird ein Entwicklungsplan erstellt, in dem die Aufgaben für die weitere Förderung des Kindes verteilt werden.
Der Entwicklungsplan mit den getroffenen Vereinbarungen verbleibt in der Kindertagesstätte. Die Eltern erhalten eine Kopie.
4) Ziele
- Durch den offenen Dialog soll ein soziales System entstehen, in dem das Kind im Mittelpunkt steht.
- Der in der Frühpädagogik begonnene Bildungsprozess soll in der Schule kontinuierlich und verzahnt fortgesetzt werden.
- Durch den offenen Dialog wird ein respektvolles und wertschätzendes Klima zwischen den Institutionen geschaffen. Eventuell vorhandene Vorurteile können abgebaut und Vertrauen aufgebaut werden.
- Die Eltern erhalten die Möglichkeit, offen Fragen zum Entwicklungsstand und zur Gesundheit ihres Kindes zu stellen. Anregungen, Wünsche und Ängste der Eltern werden besprochen.
- Das Gespräch soll das Miteinander und nicht das Übereinander in den Vordergrund stellen.
5) Voraussetzungen
Grundvoraussetzungen für dieses Projekt sind bestehende, gut funktionierende Kooperationen zwischen Schule und Kindertagesstätte und die Bereitschaft der Akteur:innen, Zeit zu investieren.
6) Ergebnisse/ Evaluation
Dieses Projekt wurde 2007 an der Grund- und Hauptschule Petersackerhof in Zusammenarbeit mit der Schulleitung, den Leitungen der angegliederten Kindertagesstätten (hier 4) und der Schulärztin entwickelt.
Bereits ein Jahr später wurden weitere Anfragen zur Durchführung dieses Projektes von Grundschulen und Kindertagesstätten an den schulärztlichen Dienst herangetragen.
Die Zahl der Grundschulen im Landkreis Mainz-Bingen und in der Stadt Mainz, die an diesem Projekt teilnehmen, steigt stetig an, so dass die zeitlichen Ressourcen des schulärztlichen Dienstes derzeit erschöpft sind und wir dieses Projekt keinen weiteren Schulen anbieten können. Im Schuljahr 2023/2024 haben 20% der einzuschulenden Kinder an diesem Projekt teilgenommen.
Im Anschluss an die Gespräche wird ein Elternfragebogen zur Evaluation ausgeteilt mit der Bitte, diesen ausgefüllt und anonymisiert an die Kita zurückzugeben.
Die Auswertung erfolgt durch das Gesundheitsamt. Exemplarisch hier einige Daten der Auswertung der Stadt Ingelheim:
- 99% der Eltern, denen das Projekt angeboten wurde, haben daran teilgenommen.
- 95% der befragten Eltern (Rücklauf ca. 50% der befragten Eltern) halten den Informationsaustausch für ausreichend.
- 98% der Eltern fühlen sich ausreichend über die Einschulung ihres Kindes informiert.
- 100% begrüßen diese Form des Informationsaustausches nach der Schuleingangsuntersuchung
- 20-30% der Befragten bewerten die organisatorischen Abläufe als unzureichend
7) Ausblick / Verbesserungen
Nach der Auswertung der Elternfragebögen setzen sich die Akteur:innen zusammen, um Veränderungen zu besprechen, so dass dieses Projekt ständig in Bewegung ist. Neue Kooperationen entstehen, Verbesserungen werden angeregt.
Als Beispiel wurden in Ingelheim die niedergelassenen Kinderärzt:innen eingeladen, um Strukturen zu schaffen, die den Kontakt zwischen Kita und Kinderarzt reibungsloser gestalten.
Wünschenswert wäre es, auch nach längerer Zeit zu sehen, inwieweit sich die getroffenen Vereinbarungen positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirken.