Kreis-Geschichte

Die günstigen klimatischen Bedingungen ermöglichten eine sehr frühe fortdauernde Besiedlung des Rheinufers. Auf Kelten, Germanen, Römer und Alemannen folgten die Franken. Viele herausragende Persönlichkeiten haben in dieser Region gelebt: Karl der Große errichtete in Ingelheim eine bedeutende Kaiserpfalz, deren monumentale Reste noch heute restauriert zu bewundern sind. Die heilige Hildegard von Bingen, als "große Frau des Mittelalters" in die Geschichte eingegangen, wirkte hier ebenso wie Sebastian Münster und Matthäus Merian. Carl Zuckmayer, bekannt durch seinen "Hauptmann von Köpenick" und dem "Fröhlichen Weinberg" und Stefan George, zwei bedeutende Schriftsteller der Neuzeit, stammen von hier.
Seit dem späten Mittelalter war das Kreisgebiet in eine große Zahl mittlerer,
kleiner und kleinster geistlicher und weltlicher Territorien aufgeteilt. Die
mächtigsten Territorialherren waren hier die Kurfürsten von der Pfalz und von
Mainz. Historische Konstellationen mit Auswirkungen bis in die Gegenwart: Auf
dem Reichstag zu Verona im Jahre 983 übergab Otto II. dem Erzbischof von Mainz
und Erzkanzler des Reiches, Willigis, das Land zwischen Heimbach und Selz bis
hinüber in den Rheingau in einem feierlichen Akt zum Lehen. Damit war erstmals
die Region als Verwaltungseinheit definiert. Dieser Veroneser Reichstag war
daher auch Anknüpfungspunkt der im Jahr 2002 50 Jahre alten Partnerschaft
zwischen dem Landkreis Mainz-Bingen und der Provinz Verona. Diese Partnerschaft
wird vom Kreis auf vielen Ebenen, insbesondere im kulturellen und
wirtschaftlichen Bereich sowie in der Jugendarbeit intensiv gefördert.
Partnerschaftliche Beziehungen pflegt der Landkreis auch im afrikanischen
Ruanda, wo viele Projekte unterstützt wurden, und in Polen mit dem Landkreis
Nysa in der Woiwodschaft Oppeln.
Während der französischen Annexion von 1797 bis 1814 war der heutige Landkreis
in das Departement Donnersberg mit Mainz als Hauptstadt eingegliedert, das
Gebiet nördlich der Nahe in das Departement Rhein-Mosel mit Sitz in Koblenz.
Nach Vollzug der Wiener Kongreßakte gelangte 1816 der Teil nördlich der Nahe
zur preußischen Rheinprovinz, die übrigen Gemeinden an das Großherzogtum
Hessen, welches die Provinz Rheinhessen zunächst durch die Provinzialdirektion
in Mainz verwaltete.
1835 wurde die Provinzialregierung aufgehoben und Rheinhessen in vier Kreise
aufgeteilt, darunter Mainz mit den Kantonen Bingen, Ober-Ingelheim und
Wöllstein. Wesentlichere Gebietsveränderungen gab es 1852 durch die Bildung des
Landkreises Oppenheim, der 1938 wieder aufgelöst wurde. Seit 1969 besteht der
Kreis Mainz-Bingen in seiner heutigen Gliederung.
Wirtschaftsstark und lebensfroh präsentiert sich der Landkreis Mainz-Bingen im
neuen Jahrtausend. Ein noch junger Kreis, der erst 1969 im Zuge der
Verwaltungsreform aus den ehemaligen Kreisen Mainz und Bingen sowie
Gebietsteilen aus den früheren Landkreisen Bad Kreuznach und St. Goar gebildet
wurde.
Von der waldreichen Mittelgebirgslandschaft des östlichen Hunsrücks leiten im
nördlichen Teil des Landkreises terrassenartige Abstufungen über zu den
Steilhängen des Mittelrheintales mit seinen weit über unsere Heimat hinaus
bekannten Weinen. Von der Nahemündung aus erstreckt sich das untere Nahetal -
ebenfalls ein bedeutendes Weinanbaugebiet - das südlich von Bingen bis in den
Kreuznacher Raum reicht. Der Süden des Landkreises ist geprägt durch die
rheinhessische Hügellandschaft, in der - wie in der Rheinebene auch -
landwirtschaftliche Sonderkulturen Obst und Gemüse, insbesondere Spargel, und
die ausgedehnten Rebflächen des Rheinhessenweines vorherrschend sind.
Die Gebietsfläche des Landkreises Mainz-Bingen von insgesamt 606 qkm erstreckt
sich von Guntersblum bis Bacharach über 80km entlang des Rheines. Im Norden und
Westen grenzt das Gebiet an die Landkreise Rhein-Hunsrück und Bad Kreuznach, im
Süden an Alzey-Worms, im Osten umschließt der Landkreis Mainz-Bingen die
Landeshauptstadt Mainz.
Zum Landkreis Mainz-Bingen gehören die beiden großen kreisangehörigen Städte Bingen und Ingelheim, die verbandsfreie Gemeinde Budenheim und die sechs Verbandsgemeinden Rhein-Nahe, Bodenheim, Gau-Algesheim, Nieder-Olm, Rhein-Selz und Sprendlingen-Gensingen. Die Verbandsgemeinde Rhein-Selz ist am 1. Juli 2014 durch den Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Nierstein-Oppenheim und Guntersblum entstanden.