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16. August 2018

Faire Debatten und freie Meinung: Harald Martenstein bei Jakobsberger Gesprächen

Ehrlichkeit, Professionalität, Fairness und der Mut, auch unangenehme Meinungen zuzulassen: für Harald Martenstein sind dies wichtige Bausteine, damit Politik und Medien ihre in den vergangenen Jahren ramponierte Glaubwürdigkeit wieder zurückerlangen können. Der in Mainz aufgewachsene Redakteur bei den Zeitungen „Tagesspiegel“ und „Zeit“ ist bekannt für seine scharfzüngigen Kolumnen, in denen er gesellschaftliche und politische Realitäten unter die Lupe nimmt. Bei den „Jakobsberger Gesprächen“ beschäftigte sich der Wahl-Berliner, der in der Region zur Zeit auch häufig als Botschafter für das Netzwerk der Weinhauptstädte im Netzwerk Great Wine Capital unterwegs ist, mit dem Thema „Medien und Politik in der Glaubwürdigkeitskrise?“

Harald Martenstein und das Gästebuch der Kreisverwaltung. Dorothea Schäfer und der Prior des Klosters, Pater Gallus Kappel freuten sich über die anregenden Gedanken des Kolumnisten.

Vortrag und Diskussion zu gesellschaftlich relevanten Themen kennzeichnen die „Jakobsberger Gespräche“, die bereits zum 21. Mal stattfanden. Und nicht zum letzten Mal, wie Landrätin Dorothea Schäfer bei der Begrüßung sagte. Das Format stamme zwar von ihrem Vorgänger Claus Schick, aber: „Obwohl man manches in einem neuen Amt anders machen will, diese Veranstaltungsreihe soll, sie muss bestehen bleiben.“ Schließlich seien die „Jakobsberger Gespräche“ eine ausgezeichnete Gelegenheit, um sich einmal mit Themen abseits des hektischen Tagesgeschäfts zu beschäftigen: „Und ich finde, gelegentlich darf man mal über den Tellerrand hinausschauen. Oder vielleicht anders ausgedrückt: sein persönliches Blickfeld erweitern“, sagte Dorothea Schäfer dazu. Als Gastgeber begrüßte der Prior des Klosters Jakobsberg, Pater Gallus Kappel, die rund 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Justiz, Medien und Gesellschaft.

Für den Referenten Harald Martenstein ist es offenkundig: Zunehmender Moralismus und zunehmende Aggressivität bestimmen die öffentliche Debatte – beides ist schlecht für den Diskurs, denn beides lasse dem Gegenüber nicht viel Raum, um seine eigene Meinung zu äußern. „Das ,Ich‘ entscheidet. Nicht das ,Wir‘. Das Gefühl zurückgesetzt zu werden zählt“, sagte Martenstein. Journalismus und Politik werden dabei von der derzeit herrschenden „Identitätspolitik“ vor sich hergetrieben.

Politik und Medien hätten darauf bisher keine Antwort gefunden. Seiner eigenen Zunft schrieb er dabei ins Stammbuch, selbst schuld daran zu sein, dass sie an Glaubwürdigkeit verloren habe. Zu viele Schreiber würden eigene Interessen verfolgen oder etwa nicht mehr sauber informieren, voneinander abschreiben, Infos nicht genügend überprüfen, häufig der Schnelligkeit Vorrang vor der Genauigkeit geben: „Das ist häufig auch den Arbeitsbedingungen in den Redaktionen geschuldet“, gab er einen Einblick in die Redaktionen. Viele seiner Kollegen müssten viele Texte am Tag produzieren. Da leide die Qualität.

Aber, dass viel zu oft Bericht und Kommentar nicht mehr sauber getrennt werden, die Journalisten damit die geforderte Objektivität ihrer Weltsicht opfern – für Martenstein ist dies ein klarer Fall von Beeinflussung: Die eigene Meinung werde als moralisch einzig integer dargestellt, andere Sichtweisen verteufelt. Die wichtigsten Moralwächter seien heute nicht mehr die Kirchen, sondern die Medien: „Ich bin gegen moralischen Extremismus“, sagt er. Politik zum Beispiel könne mit 100prozentiger Moral gar nicht funktionieren. „Ohne ein paar Absprachen im Hinterzimmer wäre ein Land wahrscheinlich nicht regierbar.“

„Mut für Ausgeglichenheit und Meinung“ ist in Martensteins Augen gefragt. Er plädierte für offene Debatten, einen fairen Umgang miteinander und den echten Austausch von Positionen. Gerade in der Politik. Demokratie funktioniere eben nur, wenn es Menschen gebe, die linke Positionen vertreten und welche, die rechte Positionen vertreten. „Wenn es eines von beidem nicht mehr gibt, dann ist das keine Demokratie mehr, dann ist das was anderes.“

Deshalb müssten sich Politik und Medien offen und fair auch mit den Menschen an den politischen Rändern auseinandersetzen, wie etwa mit Mitgliedern der AFD. Zumindest solange nicht Hass, Beleidigung und Gewalt das Wort geredet wird. Die wollen und müssen ernst genommen werden – mit all‘ ihren Sorgen, Nöten, Positionen: „Auch, wenn sie einem selbst nicht gefallen“, forderte Martenstein, der menschenrechtlich einwandfreie und christliche Werte im Umgang mit dem politischen Gegner einforderte: „Im Grundgesetz steht nicht: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar – aber nur, sofern er einer von uns ist‘.“ Und Jesus hätte den Satz: „,Liebe Deinen nächsten, aber nur, wenn er ähnlich denkt wie Du“ vermutlich nie unterschrieben.

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