28. November 2022
Wirtschaftspolitischer Vortrag: Ausblick auf die Zukunft
Sparkasse Rhein-Nahe: Nach drei Jahren Pandemie-Abstinenz fand der 37. Wirtschaftspoltische Vortrag der Sparkasse wieder mit Publikum und im persönlichen Austausch statt.
Mehr als 600 Gäste waren der Einladung gefolgt und in die kING Kultur- und Kongresshalle in Ingelheim gekommen, um den Ausführungen der hochkarätigen Expertin zu lauschen: Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Gundula Gause, bekannt aus dem ZDF-heute-Journal, moderierte charmant durch den Abend. Für die humorvolle Unterhaltung sorgte Kabarettist Lars Reichow.
Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein-Nahe, Peter Scholten, begrüßte die Teilnehmenden und bat die Ehrengäste auf die Bühne. Bettina Dickes, Landrätin des Landkreises Bad Kreuznach, Dorothea Schäfer, Landrätin des Landkreises Mainz-Bingen, sowie Ralf Claus, Oberbürgermeister der Stadt Ingelheim berichteten über die aktuellen Herausforderungen der Menschen vor Ort. Dazu zählten der Fachkräftemangel und die angespannte Wohnraumversorgung. Es sei eine teilweise ängstliche und mutlose Gesellschaft zu beobachten. Daher sollte vor allem Mut gemacht und das Vertrauen in den Staat gestärkt werden.
In ihrem 30-minütigen Vortrag fasste Monika Schnitzer die Inhalte des Jahresgutachtens 2022/23 zusammen, das der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesregierung im November vorgelegt hatte. „Energiekrise solidarisch bewältigen, neue Realität gestalten“ lautet der Titel des 459-seitigen Gutachtens. Schnitzer ist seit 2020 Mitglied des Sachverständigenrates und wurde 2022 als Vorsitzende für drei Jahre gewählt. Seit mehr als 20 Jahren ist sie in der Politikberatung aktiv.
Sie beschrieb, dass die seit Mitte des Jahres massiv angestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise zu immer stärkeren Kaufkraftverlusten führen und den privaten Konsum dämpfen. Gleichzeitig belaste die Energiekrise die Produktion, insbesondere in den energieintensiven Industriezweigen. Der Sachverständigenrat schätzt, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland in diesem Jahr nur noch um 1,7 Prozent steigt, für 2023 erwartet er einen Rückgang des BIP von 0,2 Prozent.
Der „Deutschland-Blues“
Nach der Fülle an Informationen und Zahlen gelang es Lars Reichow, mit seinen unterhaltsamen und ironischen Vorträgen das Publikum zum Lachen zu bringen – so wie man es von ihm aus der Mainzer Fassenacht kennt. Seine musikalischen Darbietungen „Lied über die Jahreszeiten“, der „Deutschland Blues“ und die Zugabe „Fußball in der Wüste“ begeisterten die Zuhörer, stimmten aber auch nachdenklich.
So bewegte einer dieser Titel in der anschließenden Diskussionsrunde Moderatorin Gundula Gause zur Frage an Peter Scholten, ob tatsächlich Anlass zum Deutschlandblues bestehe. Scholten zählt hier eher auf Optimismus: „Die Menschen fahren derzeit auf Sicht und die Banken tun das auch. Wir als Sparkasse werden zumindest für das Jahr 2023 Konsolidierung benötigen. Die Planungen zeigen ab 2024 wieder ‚normale Zeiten‘.“
Positive Grundstimmung
Prof. Monika Schnitzer bestätigte den Trend einer vorsichtigen, aber dennoch hoffnungsvollen Einstellung der Menschen: „Ich habe heute hier erfahren, dass die Menschen eine optimistische Grundhaltung haben − das Publikum ist gut drauf.“
Das Schlusswort hatte Peter Scholten. Für ihn war dies der letzte Wirtschaftspolitische Vortrag als Vorstandsvorsitzender. Nach 18 Jahren bei der Sparkasse Rhein-Nahe wird er sich im Sommer in den Ruhestand verabschieden. Er übergibt seinem Nachfolger, Holger Wessling, und dessen Vorstandskollegen, Steffen Roßkopf und Jörg Brendel, ein „besenreines Haus“, wie er betonte. „Zwar hätte ich mir bessere Zeiten für mein Ausscheiden gewünscht. Aber ich kann auf 18 gute Jahre mit viel Freude bei der Sparkasse Rhein-Nahe zurückblicken.“