29. November 2019
Fachtagung „Alterseinsamkeit“ in Ingelheim
Raus aus der Einsamkeit, das möchten viele ältere Menschen – nur wie? Anregungen gab es bei der Fachtagung „Alterseinsamkeit – nicht mit uns“ in der Ingelheimer Kreisverwaltung. Diese wurde vom Seniorenbeirat des Landkreises Mainz-Bingen in Kooperation mit der Kreisverwaltung organisiert. „Unsere Gesellschaft altert – umso wichtiger ist es, sich für ältere Menschen zu engagieren“, so die Zweite Kreisbeigeordnete Ursula Hartmann-Graham bei der Begrüßung.
Im vollbesetzten Kreistagsaal in Ingelheim sprach zunächst der Vorsitzende des Mainz-Binger Seniorenbeirates, Hubertus Stawik, ein Grußwort. Er betonte, dass die Frage, wann jemand einsam ist, schwer zu beantworten sei. Die Empfindungen und das Gefühl vom Alleinsein seien sehr subjektiv. Er schloss mit einem Appell für mehr Teilhabe im Alter ab: „Niemand muss alleine sein.“
Anschließend referierte Beate Brinkmann vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Rund 5,6 Millionen Menschen in Deutschland, die 80 Jahre und älter sind, seien von Alterseinsamkeit betroffen. Sie erklärte, dass es sich dabei um ein vielschichtiges Phänomen mit unterschiedlichsten Ursachen handelt. Vieles fange mit dem Austritt aus dem Berufsleben, eingeschränkter Mobilität oder dem Verlust eines Lebenspartners an. Um der Isolation aktiv vorzubeugen, habe das Bundesministerium bereits einige Projekte auf den Weg gebracht. Zum Beispiel werden Workshops und Fachkongresse angeboten, um den fachlichen Austausch und die Vernetzung zu fördern. Zudem stellte Brinkmann klar, dass zwar tendenziell ältere Menschen von Einsamkeit betroffen sind, das Problem mache aber auch vor anderen Bevölkerungsgruppen nicht Halt. Deshalb sei immer auch Eigeninitiative gefragt. Man solle sich Vereinen und Initiativen anschließen, ehrenamtlich tätig werden und Kontakte pflegen. Die Digitalisierung biete insbesondere für Letzteres eine gute Gelegenheit.
Anschließend berichtete Eveline Breyer, Bürgermeisterin von Ingelheim, über Aktivitäten und Planungen der Stadt zur Vermeidung von Alterseinsamkeit. Hier ging sie darauf ein, dass eine Tagesbetreuung in Planung sei. Diese solle sich vor allem an gering unterstützungsbedürftige und in der Mobilität leicht eingeschränkte Seniorinnen und Senioren richten. Auch das Mehrgenerationenhaus würde einen Treffpunkt für gemeinsame Aktivitäten und nachbarschaftliches Miteinander bieten.
Danach informierte Kerstin Thieme-Jäger über das Projekt „WiB – Wir in Bodenheim“ der Caritas Mainz. Bei diesem Projekt geht es um die Begegnung der Generationen. Beispielsweise haben Schülerinnern und Schüler Ältere in einer Tagespflegeeinrichtung in Bodenheim besucht, auch gemeinsame Unternehmungen zwischen Jung und Alt wurden organisiert. Hieraus sind auch längerfristige Kontakte entstanden.
Als weiteres beispielhaftes Projekt im Landkreis wurde auch das Engagement der „Binger Seniorenlotsen“ vorgestellt. Hier geht es um Ehrenamtliche, die zum Beispiel in Seniorenbüros oder stationären Einrichtungen tätig sind. Ziel ist es, bedürftigen Menschen im Vorfeld rechtliche Betreuung anzubieten, um sich für die Herausforderungen im Alter abzusichern. Die Qualifizierung zum ehrenamtlichen Seniorenlotsen erfolgt in Kooperation mit den Betreuungsvereinen der Caritas und der AWO in Bingen. Anlaufstelle ist der „Treff im Stift“ in Bingen.
In der abschließenden Diskussionsrunde nahmen unter anderem die Kreisbeigeordnete Ursula Hartmann-Graham, Beate Brinkmann, Gabi Frank-Mantowski vom Sozialministerium Rheinland-Pfalz, Kerstin Thieme-Jäger von „WiB – Wir in Bodenheim“ und Christine Jacobi-Becker vom Seniorenbüro der Stadt Ingelheim teil. Sie diskutierten gemeinsam mit den Teilnehmenden die Thesen der Referentinnen und berichteten aus der täglichen Praxis. So kommt es entscheidend auf die Initiativen an, die in den Kommunen vor Ort angeboten werden.
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