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29. April 2022

Offener Brief zum Notarztdienst in Rheinhessen

Zur Diskussion um die Notarztversorgung in Rheinhessen erreichte uns ein Offener Brief von Hermann-Josef Gundlach, im rheinland-pfälzischen Innenministerium ehemals zuständiger Beamter für den Rettungsdienst.

Sehr geehrte Frau Landrätin Schäfer,

die Berichterstattung im Ingelheimer Teil der Allgemeinen Zeitung ist sehr einseitig. Die dortigen Berichte lassen erkennen, dass Sie persönlich verunglimpft werden sollen. Was das mit sachlicher Berichterstattung zu tun haben soll, ist für mich nicht erkennbar.

Vorab stelle ich fest, dass Sie hier nicht als Landrätin des Landkreises Mainz-Bingen tätig werden, sondern als Chefin des Rettungsdienstbereiches Rheinhessen, der die Landkreise Mainz-Bingen und Alzey-Worms, sowie das Gebiet der kreisfreien Städte Mainz und Worms umfasst.

In der Sache selbst muss man nach zwei Dinge trennen:
1. die zeitliche Besetzung und
2. den Standort des bisherigen Notarztstandortes Ingelheim.

Zu 1.: Egal was die ADD schreibt, Tatsache ist, dass der Landkreis umlagefinanziert ist. Das bedeutet, dass andere Gebiete des Landkreises, die möglicherweise notarztmäßig noch ungünstiger liegen und auch finanziell nicht so gestellt sind wie Ingelheim, die Wünsche dieser Stadt mitfinanzieren müssten. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies der Rechnungshof rügen und beanstanden wird. Hier müssten eigentlich auch die Kreistagsmitglieder aus den Regionen außerhalb Ingelheims wach werden.

Wenn Sie Beanstandungen ausschließen wollen, sollten Sie meines Erachtens den Rechnungshof um eine gutachterliche Prüfung und Stellungnahme bitten.

Alle meine Chefs, Landräte wie Minister, waren immer der Ansicht, dass der Rettungsdienst ausschließlich sach- und fachlich behandelt werden muss. Er sollte von parteipolitischen Interessen ferngehalten werden.

Zu 2.: Der Notarztstandort Ingelheim begründet sich ausschließlich aus der Tatsache, dass Ingelheim ein Krankenhaus hatte. Dass das Krankenhaus nicht mehr besteht, lag wohl nicht in der Entscheidung des Landkreises, sondern in der, der Landesregierung.

Wenn dieser Grund nicht mehr besteht, sollte über einen neuen einsatztaktisch möglicherweise besser gelegenen Standort nachgedacht werden. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass ein solcher in einer verkehrsmäßig günstig gelegenen Gemeinde außerhalb Ingelheims, in der Tiefe Rheinhessens, liegen könnte.

Bei der letzten Kreistagssitzung wurden sogenannte Experten gehört. Interessant fand ich dabei, wer alles als Experte bezeichnet werden kann. Vorteil des sehr komplexen Rettungsdienstes ist, dass er absolut grenzenlos und überregional arbeitet. Außerdem lebt er von der Verzahnung von bodengebundenem Rettungsdienst und der Luftrettung. Mit dem Einsatz von Notfallsanitätern wird darüber hinaus ein notfallmedizinisch sehr hohes Versorgungsniveau der Bevölkerung erreicht, das den Einsatz eines Notarztes oftmals entbehrlich macht.

Mitarbeiter des Rettungsdienstes aus Rettungswachen — ein Mikrokosmos im Rettungsdienst — sind zwar gut ausgebildet, sie aber als Experten zu diesem Thema zu bezeichnen, sehe ich als nicht angebracht an. Ähnlich sehe ich es bei Ingelheimer Ärzten die mit Leserbriefen etc. Stimmung machen. Sie sollten stattdessen lieber eine notärztliche Fortbildung zur Überbrückung des therapiefreien Intervalls besuchen. Gleiches gilt für die Mitglieder des Kreistages. Auch ihnen empfehle ich den Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses, denn darin würden sie lernen, was in den Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes (einschließlich des Notarztes) zu tun ist. Diese Minuten sind sehr oft lebensrettend und damit lebensentscheidend.

Sehr geehrte Frau Landrätin, ich schreibe Ihnen deshalb, weil ich mich persönlich mit diesem Rettungsdienstbereich verbunden fühle. Mit Inkrafttreten des rheinland-pfälzischen Rettungsdienstgesetzes 1974 wurde die Kreisverwaltung zuständige Behörde für den Rettungsdienst. Landrat Dr. Bickel übertrug mir damals das Referat Rettungsdienst. 1985 wechselte ich zum rheinland-pfälzischen Innenministerium wo ich bis zu meiner Pensionierung für den Rettungsdienst, zuletzt als Regierungsdirektor, zuständig war.

Alle meine Chefs, Landräte wie Minister, waren immer der Ansicht, dass der Rettungsdienst ausschließlich sach- und fachlich behandelt werden muss. Er sollte von parteipolitischen Interessen ferngehalten werden. Es hat eigentlich immer funktioniert, mit Ausnahme jetzt in Ingelheim.

Ich wünsche Ihnen, Frau Landrätin, Standhaftigkeit in der Sache. Sie haben jetzt die Möglichkeit, den Notarztdienst im Landkreis und damit im Rettungsdienstbereich neu zu ordnen. Bei dieser Aufgabe wünsche ich Ihnen und Ihren Mitarbeitern eine gute Hand und viel Erfolg.


Mit freundlichen Grüßen
Hermann-Josef Gundlach