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10. Dezember 2024

Gesund aufwachsen – ein Familienprojekt?

Weihnachten rückt näher und damit auch die Plätzchen-Zeit. Dabei fällt auf: So mancher muss sich beim Naschen eher bremsen, nimmt unter Umständen eher zu als der Andere. Eins steht jedoch fest: „Nach meinem Vortrag heute überlegen Sie es sich bestimmt zweimal, ob Sie bei den Süßigkeiten noch zugreifen möchten“, sagt Wissenschaftsautor Dr. Peter Spork augenzwinkernd.

185 Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Kinder- und Jugendhilfe, der Frühen Hilfen und der Familienbildung kamen im Ingelheimer Kreistagssaal zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie das gesunde Aufwachsen von Kindern gelingt. Zur Veranstaltung eingeladen hatten das Mainz-Binger Jugendamt und das Mainz-Binger Gesundheitsamt. Dr. Spork gab dabei Einblicke in wissenschaftliche Erkenntnisse der Epigenetik.

Und diese hält eine gute Nachricht bereit: Nicht alles ist genetisch. Unsere Gene machen selbst nur etwa 25 Prozent aus, der Rest ist beeinflussbar durch einen gesundheitsfördernden Lebensstil aus Bewegung, Ernährung und Entspannung. 

„Unsere Zellen sind von Natur aus flexibel. Und mit wenig Aufwand können wir alle viel erreichen“, so Spork. 

Zum Beispiel verringert ein niedriger Zuckerkonsum in den ersten 1000 Tagen ab der Zeugung unseres Lebens das Bluthochdruckrisiko und Diabetes im späteren Leben drastisch. Das könne sich auf bis zu 25 beziehungsweise bis zu 35 Prozent belaufen. Auch der Verzehr von Fleisch spielt eine Rolle. Das heißt konkret: Der Lebensstil unserer Vorfahren beeinflusst maßgeblich die Gesundheit der Nachfahren.

Mit dieser Erkenntnis einher geht auch die These, dass Gesundheit in der Familie beginnt und ein Familienprojekt ist. 

„Das ist sicherlich nicht immer einfach. Umso wichtiger ist, dass man gemeinsam an einem Strang zieht“, so Landrätin Dorothea Schäfer bei der Begrüßung der Teilnehmenden. 

Sind Kinder beispielsweise in Familien Opfer von Gewalt, haben sie eine geringere Stress-Resilienz. Solche Belastungen wirken ganz besonders stark auf das Erbgut – die Grundlagen für psychische Gesundheit und Resilienz werden demnach schon früh im Leben gelegt. Deshalb ist eine enge Eltern-Kind-Bindung für das psychische Wohl extrem wichtig, Verhaltenstherapien fördern die Resilienz im Bedarfsfall. Gerade die Förderung solcher Beratungs- und Unterstützungsangebote seien unerlässlich. 

„Sie alle hier im Raum sorgen dafür, diesen Prozess der Gesundheitsförderung weiter anzustoßen. Sie schlagen mithilfe ihrer Interventionen eine Brücke in die Biologie des Menschen, richtete sich der Referent an die anwesenden Fachkräfte aus dem präventiven Kinderschutz.
Netzwerkkonferenz - Markt der Möglichkeiten
Netzwerkkonferenz Gesund aufwachsen


Insofern sollte es auch ein gemeinsames Anliegen des Gesundheitswesens und der Jugendhilfe sein, im Sinne der Chancengerechtigkeit möglichst alle Familien frühzeitig mit Gesundheitsthemen zu erreichen und mit gezielten Angeboten zu unterstützen. „Nur gemeinsam können wir die umfassenden Bedürfnisse der Familien frühzeitig erkennen und die nötigen Ressourcen bereitstellen“, da sind sich die Organisatorinnen der Veranstaltung aus dem Präventionsteam des Gesundheitsamtes und die Netzwerkkoordinatorinnen für Kindesschutz und Frühe Hilfen des Jugendamtes einig. Besonders im Blick, die ersten 1000 Tage eines Menschen: Denn während der ersten beiden Lebensjahre werden die entscheidenden Grundsteine für ein gesundes Leben gelegt. Daher sind die Unterstützungsangebote in den Frühen Hilfen auch besonders wichtig.

Eine gute Bindungsfähigkeit, die soziale Eingebundenheit in eine Gemeinschaft, eine gesunde Ernährung von Anfang an, eine ausreichende Bewegung sowie der regelmäßige Aufenthalt in der Natur seien nur einige Faktoren, die in das Tiefste unserer Zellen hineinwirken. 

„Die Tatsache, dass solche Anpassungen epigenetische Veränderungen hervorrufen, ändert unsere Sicht auf das Leben total“, betont der Wissenschaftsautor.

Was diese Perspektive für die Praxis der Fachkräfte vor Ort bedeutet und welche Rolle strukturelle Bedingungen sowie letztlich auch politische Entscheidungen für die Gesundheitsförderung und damit auch den präventiven Kinderschutz bedeuten, war Thema im anschließenden Fachgespräch. Beteiligt waren lokale Praktikerinnen aus dem Gesundheitswesen, den Frühen Hilfen und der Jugendhilfe, Dr. Sabrina Leylek (Kinderärztin), Wiebke Hennig (Geschäftsleitung und Pädagogische Leitung in der Hebammenpraxis/ freien Jugendhilfeträger Adebar Zyklus) und Miriam Strobel (Bereichsleitung ambulante Hilfen zur Erziehung im freien Jugendhilfeträger Sozialtherapeutische Beratungsstelle/ Betreuungsverein Mainz). Darüber hinaus konnten sich die Teilnehmenden auf dem sogenannten „Markt der Möglichkeiten“ an insgesamt 13 Infoständen zu konkreten Angeboten zur Förderung des Kindeswohls informieren und sich darüber austauschen, welche Strukturen das gesunde Aufwachsen von Kindern effektiv unterstützen.

Netzwerkkonferenz Gesund aufwachsen - Begrüßung Landrätin
Netzwerkkonferenz Gesund aufwachsen - Dr. Spork
Die Förderung der Kindergesundheit und des Kindeswohls sind seither zentrale Anliegen des Mainz-Binger Gesundheitsamtes und des Kreisjugendamtes. Nicht zuletzt bei der diesjährigen Kindergesundheitskonferenz (wir berichteten) standen die Jüngsten unserer Gesellschaft im Mittelpunkt mit dem Ziel, dauerhafte und nachhaltige Projekte zu entwickeln. Wer sich weiter über das Thema Gesundheitsförderung und Prävention informieren möchte, wird etwa auf der Website des Kreises Mainz-Bingen www.mainz-bingen.de unter dem Schlagwort „Prävention“ fündig.