26. März 2019
Der Gefahrstoffzug des Landkreises Mainz-Bingen übt den Ernstfall
Übung macht den Meister – auch bei den Freiwilligen Feuerwehren. Und je realistischer eine Übung, desto größer der Lerneffekt. Um die Ausbildung der Gefahrstoffzüge auf einem hohen Niveau zu halten, haben sich fünf Landkreise in Rheinland-Pfalz zur Beschaffung eines „Abrollbehälter Gefahrstoff-Übung“ zusammengeschlossen.
Rund 125.000 Euro haben die Landkreise Mainz-Bingen, Alzey-Worms, Bad Kreuznach, Birkenfeld und Rhein-Hunsrück gemeinsam investiert. Der Abrollbehälter ist multifunktional einsetzbar. Er kann nicht nur den Austritt der verschiedensten Stoffe mittels Wasser, Dampf und Rauch simulieren, auch die Leckage der unterschiedlichsten Behältnisse, vom Tank über Schläuche und Leitungen bis hin zu Lagerfässern und Container, sind nachzustellen.
Nun probten die Einheiten des Gefahrstoffzuges im Landkreis Mainz-Bingen in Bingen und Undenheim den Ernstfall. Beteiligt waren Spezialisten der Freiwilligen Feuerwehren der Städte Bingen und Ingelheim, der Verbandsgemeinden Bodenheim, Sprendlingen-Gensingen und Rhein-Selz – insgesamt waren rund 60 Feuerwehrmänner und -frauen im Einsatz. Nachdem sich die einzelnen Gefahrstoffzug-Teileinheiten im Landkreis mit dem Container vertraut gemacht und geübt haben, geht er auf die Reise – reihum in die übrigen Gebietskörperschaften.
Viele Szenarien wurden simuliert und geübt
Bei der Übung simulierten die Einheiten den Austritt von ätzendem, giftigen Ammoniak aus einer Kühlanlage. Das weitere Szenario: Ein Mitarbeiter, der an der Anlage arbeitete, wurde vermisst. Die Aufgaben: Rettung der vermissten Person, die Ammoniakdämpfe mit einem Wassernebel niederschlagen, das Leck in der Anlage lokalisieren und abdichten. Außerdem galt es dabei in der näheren Umgebung des Unfallortes eine mögliche Ausbreitung des Stoffes durch Eindämmen zu verhindern. Weiter mussten Messungen vorgenommen werden, um die Gefährdung von Mensch und Umwelt abschätzen zu können. Um es vorwegzunehmen: Die vermisste Person konnte gerettet, das Leck abgedichtet und der Übungseinsatz erfolgreich abgeschlossen werden.
„Wir üben, um Fehler zu erkennen, aus diesen zu lernen und es beim nächsten Mal noch besser zu machen. Der Übungscontainer bedeutet für uns einen großen Fortschritt, denn er ermöglicht es uns, sehr realistische Aufgaben zu stellen“, erklärt Frank Polzer, Gefahrstoffzugführer im Landkreis Mainz-Bingen und Übungsleiter. Er war zufrieden mit Mensch und Material. „Kleinere Dinge gibt es immer, die wir beim nächsten Mal anders und einige davon auch besser machen können und müssen. Aber wir haben sehr gut und erfolgreich zusammenarbeitet, die Kommunikation klappte hervorragend.“
Die gefährdenden Stoffe zu identifizieren, ihre Ausbreitung zu verhindern und so Schaden von Mensch und Umwelt abzuwenden, ist weitgehend Handarbeit. So müssen Leckagen mit Keilen und anderen Werkzeugen geschlossen, Rohre mit Manschetten oder speziellen Bändern abgedichtet und ausgetretene Stoffe mit Spezialmitteln abgebunden, aufgesaugt oder aufgenommen werden. Und das meist unter Vollschutz des Körpers. Diese Spezialanzüge – Chemikalienschutzanzüge genannt – und die Atemschutzgeräte darunter wiegen rund 25 Kilogramm. Sie sind gas- und flüssigkeitsdicht und die Verständigung erfolgt über Funk. Gerade bei wärmeren Temperaturen ist das Arbeiten darin Schwerstarbeit. „Viele der Stoffe, mit denen wir es zu tun haben, sind giftig und schädlich. Da ist der Eigenschutz oberstes Gebot“, erklärt Polzer. Zurück aus dem Gefahrenbereich müssen die Anzüge von geschulten Helfern dekontaminiert, verpackt und später speziell aufgearbeitet werden, um sie wiederverwenden zu können. Die Infrastruktur hinter jedem Einsatz ist deshalb gewaltig: Zahlreiche Feuerwehrmänner und Frauen sind notwendig, um den Schaden erfolgreich zu bekämpfen. Führungsgruppe, Maschinisten, Sicherungstrupp, Dekontaminationseinheiten, Helfer und viele andere stellen Material und Einsatzmittel bereit. „Das ist ein ganz schöner Aufwand und erfordert viel Manpower sowie gut ausgebildete Spezialisten, die wissen, was sie tun. Wir freuen uns auch über die Unterstützung des Unternehmens Aldi Süd und bedanken uns herzlich dafür, dass das Gelände des Binger Zentrallagers für die Aufstellung des Containers zur Verfügung gestellt wurde“, so Polzer.
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